Einleitung

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.  

Zitat aus dem Gedicht Stufen von Hermann Hesse

Was ist zuerst da? Die Henne oder das Ei und womit fangen Sie an, wenn Sie ein Cohousingprojekt initiieren wollen?

Drei Ergebnisse sind am Ende der Startphase erreicht:

  1. Ihre Pioniergruppe hat sich gebildet und arbeitet
  2. Das Grundstück ist reserviert
  3. Ihre Leitsätze der Vision wurden gemeinsam entwickelt

Es sind diese drei miteinander verknüpften Themen, die Sie in der Startphase lösen dürfen.

Persönliche Fragen auf dem Weg zum Cohousingprojekt

Alle drei Themen haben mit Ihnen ganz persönlich zu tun. Bevor Sie einen einzigen Schritt nach draußen tun, lade ich sie ein, sich folgende Fragen selbst zu beantworten:

Wofür will ich in einem Cohousingprojekt wohnen?

Was ist meine Sehnsucht? Was konkret soll anders sein? Zu welchen Veränderungen bin ich bereit und wozu nicht? Was sind meine Essentials, die das Wohnprojekt erfüllen soll?

Wo will ich wohnen:

Will ich in der Stadt, am Stadtrand oder auf dem Land wohnen?
Wie wichtig ist es mir, nahe bei meinem jetzigen Wohnort zu bleiben? Wie verwurzelt bin ich hier?
Und wenn Sie sich vorstellen können, woanders hinzugehen: In welcher Region will ich leben?

Machen Sie sich Notizen. Besprechen Sie ihre Antworten mit Freunden oder Ihrem Partner.

Meine Notizen

Meine Notizen sahen zu Beginn meiner Reise so aus:

Wofür: Ich möchte gemeinsam auf Augenhöhe mit anderen unser Cohousingprojekt entwerfen und weiterentwickeln. Dieser gemeinsame Prozess reizt mich. Meine größte Hoffnung ist, dass wir einen vielfältigen, lebendigen und herzenswarmen Wohnort kreieren, wo ich mich wohl und in den menschlichen Verbindungen aufgehoben fühle. Gleichzeitig wünsche ich mir Verbindungen ins Umfeld und geistig experimentelle Neugier. Ich möchte in schönen Wohnräumen wohnen und nicht alternativ behelfsmäßig. Ich möchte mit Menschen wohnen, die emotional erwachsen sind. Es braucht eine Bereitschaft für Bewusstseinsarbeit. Ich wünsche mir einen Meditationsraum im Gemeinschaftsbereich. Und Vielfalt ist mir wichtig. Keinesfalls müssen alle meine Lust am Meditieren teilen.

Wo: Ich will ländlich, aber in Großstadtnähe wohnen. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, für ein interessantes Wohnprojekt nach Süddeutschland oder in den Harz zu gehen. Als sich die Möglichkeit ergab, wurde deutlich, es muss in der Nähe von Berlin sein, wo ich über 30 Jahre gelebt habe. Das ist meine Heimat, mit Freunden und vertrauten Wegen. Im Moment – ich stehe wie Sie am Anfang – ist mein größter Wunsch, ein Projekt in Belzig, 80 km südlich von Berlin zu realisieren. Hier lebe ich seit rd. 5 Jahren, habe mich neu verwurzelt und kann gleichzeitig meine Verbindung nach Berlin halten. Zum jetzigen Stand sage ich, bevorzugt hier, mein Arbeitstitel ist aber breiter: zwischen Belzig und Berlin. Weil zentral ist mein Wunsch intensiver mit anderen zusammen zu leben. Ich bin bereit Belzig zu verlassen, aber im Großraum Berlin müsste es möglich sein, Menschen und ein geeignetes Grundstück zu finden.

Nachdem Sie ihre Notizen gemacht haben, legen Sie sie beiseite und mache sich folgendes klar: Sie beginnen jetzt eine Entwicklungsreise. Ihre Vorstellungen werden sich auf dem Weg verändern. Sie werden neue Dinge erfahren und neue Dinge erleben. Dies wird Ihr Bild, wie es sein soll, verändern. UND: Sie haben jederzeit das Recht, Ihre Meinung zu ändern. Sie können jederzeitig auch eine sich bildende Wohnprojektgruppe wieder verlassen. Auch wenn Sie vollmundig eingestiegen sind und große Worte getönt haben, oder vielleicht sogar Geld versprochen haben. Folgen Sie Ihrer Intuition und dem, was wirklich zu Ihnen passt. Denn, es ist Ihr Leben!

Inhaltliche Themen auf dem Weg zum Cohousingprojekt

Jetzt sind wir bereit, einen Blick auf die folgende Graphik zu werfen und sind damit wieder bei der Henne oder Eifrage. Womit beginnen Sie? Es gibt drei miteinander verknüpfte Themen, die in der Phase 1 zu lösen sind:

Zusammenhang und Gleichzeitigkeit der Meilensteine der Phase 1

Wer: Wie findet sich eine Pioniergruppe von rd. 8 bis 15 Menschen, die gemeinsam das Konzept des Cohousingprojektes entwirft?

Wofür: Wie entsteht eine Pionergruppe, die eine ähnliche Vorstellung über den Charakter und den Spirit des Cohousingprojektes hat, und dementsprechend in die gleiche Richtung will?

Wo: Wie wird sichergestellt, dass diese Pioniergruppe auch ein passendes Grundstück findet.

Die Antwort, womit beginnen, ist nicht ganz einfach. Bei den interviewten Projekten war es unterschiedlich. Aber eine Gemeinsamkeit hatten alle befragten Projekte. Bis es sich eingeruckelt hat und die drei Bausteine zusammenpassen, gibt es eine längere bewegliche Phase, wo sich die Zusammensetzung der Pioniergruppe mehrmals ändern kann.

Grundstück oder Pioniergruppe

Eine Möglichkeit ist es, mit dem Grundstück zu beginnen. Damit ist die Ortsfrage geklärt und das ist hilfreich, denn je nachdem wo das Grundstück ist, sagen die einen ja, dass passt und andere wiederum ziehen weiter. Generell ist es so, je konkreter ein Projekt ist, umso leichter ist es, Mitstreiter zu finden. Ich rate Ihnen aber davon ab, alleine und in Eigenregie das Grundstück zu kaufen, denn dann ist von Vorneherein ein Ungleichgewicht im Projekt, was es schwieriger machen kann mit anderen auf Augenhöhe das Projekt zu entwickeln. Es kann dann passieren, dass Sie mit großer finanzieller Vorleistung nachher alleine dastehen. Es gibt aber Zwischenwege. Versuchen Sie, das Grundstück für einen Zeitraum x zu reservieren. Dies ist Verhandlungssache.

Und, keine Regel ohne Ausnahme! Manche haben durch die Vorleistung, ein Grundstück zu kaufen, ein erfolgreiches Cohousingprojekt gegründet.

Die andere Möglichkeit ist es, mit der Gründung der Pioniergruppe zu beginnen und parallel die Grundstückssuche zu starten. Dies ist in einem Umfeld, wo Grundstücke angemessen leicht (was immer das heißt) zu finden sind, eine gute Möglichkeit. In den großen Städten kann es aber passieren, dass ein gutes Team entsteht, aber aufgrund der langwierigen Suche nach einem Grundstück dann wieder zerfällt.

Die Pfeile in der Graphik zeigt, dass die drei Themen nicht linear verknüpft sind, sondern als wiederkehrender Prozess. Die Antworten zu den einzelnen Bausteinen werden sich im Prozess wandeln, bis sie zum Ergebnis gekommen sind. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit werden sich auch Ihre Vorstellungen wandeln. Sie beginnen eine Entwicklungsreise!

Zuletzt aktualisiert am 18. März 2018